Bundeswehr-Oberst spricht im Kurort Klartext: „Die Bedrohung ist groß“

2024 LandoWie sicher ist Deutschland? Antworten auf diese Frage sowie einen entsprechenden Überblick zur Landesverteidigung und zum Territorialen Führungskommando der Bundeswehr hat Lando Pietsch, Oberst im Generalstabsdienst, jetzt bei dem von der SPD Stadt Erwitte initiierten Vortrag in der Kurhalle Bad Westernkotten gegeben.

Bad Westernkotten – Für manche klingt es nach übertriebener Stimmungsmache, für andere wiederum ist es die Feststellung einer real existierenden Bedrohungslage: Spätestens die Äußerung des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Carsten Breuer, dass Deutschland in fünf Jahren kriegstüchtig sein müsse, treibt (auch) den Menschen hierzulande die Angst vor einer Ausweitung des russischen Angriffskriegs auf deutsches Territorium um.

Das zuvor anvisierte Ziel des Referenten, die über 100 Zuhörer mit einem ernsten Thema zu konfrontieren, zu sensibilisieren und sie an Ort und Stelle sogleich aus der „Komfortzone“ zu holen, schien am Ende erreicht – zumindest die nachdenklichen Gesichtsausdrücke vieler Vortragsbesucher erhärteten diesen Eindruck.

„Ich weiß, es ist ein schwieriges Thema. Aber wir müssen aus der Deckung kommen und aktiv werden, wenn es um den Erhalt der Demokratie geht. Sicherheit ist keine Dienstleistung“, betonte Pietsch. Vor allem die jahrzehntelange Friedensdividende sei seit Beginn des durch den russischen Aggressor verursachten Kriegs in der Ukraine im Februar 2022 quasi aufgehoben worden.

Mit Russlands Annexion der Krim im Jahr 2014 habe allerdings eine Refokussierung der Bündnis- und Landesverteidigung Einzug gehalten. „Die Bedrohung ist groß und sie wird noch weiter ansteigen“, meinte der Oberst, der das Augenmerk zudem auf eine Multikonfliktwelt lenkte, in der Cyberangriffe, Fake News, Ausspähungen und Sabotage-Akte zunehmend dominieren und mitunter als „Waffe“ in der modernen Kriegsführung eingesetzt werden.

Im Hinblick auf die eingetretene „Zeitenwende“ ist im Oktober 2022 schließlich das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr in Berlin organisiert worden, das den sogenannten „Operationsplan Deutschland“ schreibt. „Details dazu kann und darf ich nicht benennen. Das unterliegt der Geheimhaltung“, so Lando Pietsch.

In jedem Fall aber soll Deutschland in diesem Zusammenhang die Rolle als „Drehscheibe“ einnehmen. Konkret heißt das: „Wir würden die Infrastruktur für die von West nach Ost passierenden Streitkräfte bereitstellen. Gleichzeitig könnte das aber auch bedeuten, dass wir uns um weitere viele von Ost nach West kriegsflüchtige Menschen kümmern müssen“, erklärte der Vortragende mit Bezug auf die geografische Lage Deutschlands, die einen Ausschluss als mögliche Frontlinie wahrscheinlich mache. Umfasst vom Tätigwerden Deutschlands im Nato-Verbund komme darüber hinaus der Schutz lebens- und verteidigungswichtiger Infrastruktur, wie etwa von Straße und Schiene, als weitere fundamentale Aufgabe hinzu. Zu hoffen sei, dass ein derartiges schlimmes Szenario nie eintreten möge. Dennoch ist es nach Pietschs Auffassung unerlässlich, mit den Menschen über dieses Thema stets in den Dialog zu treten, um transparente und Aufklärungsarbeit zu leisten.

 

Quelle: Tageszeitung Der Patriot vom 30.04.2024

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